Eierlesen 26. April 1936

Alte Fotoalben erzählen Geschichten. Zum Beispiel die beiden Alben des Turnvereins Aesch, im Fundus des Heimatmuseums.

Hier präsentieren wir Bilder vom 'I. Eierlesen am 26. April 1936'.  War dies wirklich das erste Eierlesen in Aesch bigott? - Dem Artikel in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 28. April 1936 nach hat das Eierlesen in Aesch eine ältere Tradition und wurde in jenem Jahr erstmals nach einem Unterbruch von 20 Jahren wieder durchgeführt.  Nicht wie heute am ‘Weissen Sonntag’, also am 1. Sonntag nach Ostern, sondern eine Woche später.

Bevor Aesch eine Postautoverbindung zum Bahnhof erhielt, sammelten die Läufer die Eier in der ‘Herrengasse’, der heutigen Bahnhofstrasse. Seit einigen Jahren ist das Eierlesen jeweils beim Neumattschulhaus.

Meldung in der Basellandschaftlichen Zeitung vom 28. April 1936
Dicht gedrängt stehen die Zuschauer. Über einen besonderen Platz mit bester Übersicht freut sich der 'Gschwind Otti' von der gleichnamigen Wagnerei mit seiner Familie.

Für den Läufer gilt es die Eier zum Ziel zu werfen wo sie von den Fängern in grossen, mit Spreuer gefüllten Körbern aufgefangen werden ohne dabei zu zerbrechen. Fehlwürfe müssen nachgeholt werden. Der strenge Schiedsrichter legt jeweils ein neues Ei in die Reihe.

Im Hintergrund ist auf dem rechten Bild das damalige Restaurant 'Sternen' zu erkennen. Es befand sich beim heutigen Sternengässli, das den Namen in Erinnerung an das Restaurant erhielt.

Links: Zur besseren Übersicht ist jedes zehnte Ei ein gefärbtes.

Die stolzen Sieger stellen sich dem Fotographen.

Geschichtlicher Hintergrund

Es gibt verschiedene Hinweise, die als Quellen der Eierleset angegeben werden. Eine Schilderung aus dem Welschland in der ausgeführt wird, wie es zur Eierleset gekommen sei sagt aus, dass eine junge, hübsche Bürgerstochter, welche in der Nähe von Lausanne diente, ihre Hand einem Metzgerburschen versprochen hatte. Der Sohn der Herrschaft umwarb das junge Mädchen ebenfalls und liess nicht locker, bis sie ihm die Gunst schenkte und mit ihrem Verlobten brach.

Dieser konnte den Verlust nicht verschmerzen und sann auf Rache an dem Patriziersohn. Er lauerte ihm eines Nachts im Schlosspark auf, und als er mit seiner Aufforderung an den Verhassten, er solle die Hände von seiner Verlobten lassen, nur Hohn und Spott erntete, erstach er kurzerhand seinen Nebenbuhler.

Der Metzgerbursche wurde verhaftet und nach kurzem Prozess zum Tode verurteilt. Mit diesem Richterentscheid waren die Metzgerburschen von Lausanne nicht einverstanden und machten folgenden Vorschlag:

"Das Gericht möge einen jungen Mann von den Freunden des Ermordeten bestimmen der 120 rohe Eier, jedes eine Elle vom anderen entfernt, und in gerader Linie auf einer öffentlichen Strasse gelegt, aufheben müsse, um sie dann in ein Leintuch zu werfen. Während dieses Vorganges habe der Verurteilte unter Begleitung von Bewaffneten eine vom Gericht bestimmte Strecke zu Fuss und ohne irgendwelche Begünstigung zu begehen."

Der Wettlauf endete mit dem Sieg des Metzgerburschen, der am Ziel eintraf bevor sein Gegner mit dem Auflesen der Eier fertig war. So rettete er seinen Kopf aus der Schlinge.

Quelle: www.aesch.bl.ch, abgerufen am 03.03.2023

Die Fotos sind aus Fotoalben TV Aesch / © Heimatmuseum Aesch / CC BY-SA 4.0